Leben mit Behinderung in AfrikaWir gehören dazu!
Das Projekt ist Inspiration für die interaktive Ausstellung „missio for life“: Hier tauchen Schüler ein in das Leben des tansanischen Jungen Geoffrey, der nach einem Motorrad-Unfall für immer gelähmt bleibt …
Joseph M.
Als er wieder zu sich kommt, kann er sein linkes Bein nicht mehr bewegen. Auch zwei Operationen im staatlichen Krankenhaus bringen den mehrfach gebrochenen Oberschenkel nicht wieder in Ordnung – ohne Hilfe kann er kaum selbst laufen.
"Mit dieser Behinderung zu leben, ist hart für mich", sagt Joseph niedergeschlagen. "Richtig arbeiten kann ich nicht mehr und Hilfe vom Staat bekomme ich nicht."
Aus Joseph wird Geoffrey
Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe können mit VR-Brillen in die Welt von Geoffrey im ostafrikanischen Tansania eintauchen.
Wie kommt man mit einer Behinderung zurecht in einem Land, in dem der Alltag auch ohne Beeinträchtigung schon schwer zu meistern ist?
Vom Spiel zurück in die Wirklichkeit
Father Furaha gibt es auch im echten Leben. Er und das von ihm geleitete Projekt "Simama" der Diözese Mbeya im südlichen Hochland Tansanias helfen Kindern und Jugendlichen mit Behinderung - und ihren Eltern.
Wieder aufstehen
Im Jahr 2013 hat der Pfarrer das Projekt ins Leben gerufen.
"Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung ist mir eine Herzensangelegenheit. Wir wollen erreichen, dass die Kinder und ihre Familien nicht mehr aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch individuelle Talente und Fähigkeiten hat."
Eine "Strafe Gottes"
"Sie glauben, Menschen mit Behinderung seien hoffnungslose Fälle, in sie zu investieren wäre sinnlos. Eltern bekommen nicht selten zu hören, ihr Kind sei ‚eine Strafe Gottes‘.
Die Leute glauben oft auch daran, dass bei Behinderungen Hexerei im Spiel ist. Die betroffenen Familien werden gemieden, um den Fluch fernzuhalten. Das ist nur schwer aus den Köpfen der Menschen herauszubekommen“, erzählt der 39-Jährige.
Wir sind nicht allein!
"Wir fühlen uns hier angenommen, so wie wir sind“, sagt Uruma Fronto, die mit ihrem elfjährigen Sohn Esrom drei Mal die Woche zum Reha-Zentrum kommt. Er ist seit seiner Geburt geistig behindert.
„Seitdem wir mit Esrom bei der Reha sind, kann er seine Arme und Beine viel besser bewegen. Das ist großartig“, sagt Uruma Fronto. Erst hier habe sie gelernt, ihr Kind so anzunehmen, wie es ist.
"Ich treffe hier Mütter, die mit den gleichen Herausforderungen kämpfen wie ich, und auch andere Kinder, die genauso sind wie Esrom. Hier erfahren wir, dass wir nicht alleine sind, dass wir dazugehören."
Das System ist ziemlich marode
Dass es sich bei Esrom und den anderen Simama-Kindern nicht um Einzelfälle handelt, bestätigt der Chef der Physiotherapie-Abteilung des Krankenhauses, Seraphine Mushi. Seinen Angaben zufolge leben von den rund 57 Millionen Einwohnern Tansanias etwa zehn Prozent mit einer schweren Behinderung.
Neben Unfällen, wie der von Motorradfahrer Joseph M., sind oft Probleme während der Schwangerschaft oder Unterversorgung bei der Geburt die Ursachen.
"Unser Gesundheitssystem hat große Mängel. Viele Kinder kommen wegen Sauerstoffmangels mit geistigen und auch körperlichen Beeinträchtigungen zur Welt. Zudem wissen viele Schwangere einfach nicht, dass Alkohol- oder Tablettenkonsum ihrem ungeborenen Kind schadet. Armutsbedingte schlechte Ernährung und fehlende Hygiene tun ihr übriges“, sagt der Arzt.
"Ich habe neue Beine!"
Heute macht sie im Ausbildungszentrum Iyunga eine Lehre zur Schneiderin. Als sie hierherkam, konnte sie nur mit Hilfe ihrer Arme über den Boden robben.
"Seit zwei Jahren habe ich jetzt neue Beine", sagt sie lächelnd. Zwei Unterschenkel-Prothesen aus der orthopädischen Werkstatt des Krankenhauses von Serafin Mushi machen es ihr möglich, fast wieder normal laufen zu können. Father Furaha lächelt:
„Wir nehmen unsere Botschaft ernst: Simama heißt ‚Steh auf‘ – und Jacklin zeigt uns, dass das auch wirklich geschehen kann.“
Geoffrey hat es auch geschafft
Das multimediale Lernerlebnis von missio MünchenHolt euch "missio for life"
Brisante Themen wie Leben mit Behinderung, Menschenhandel, armutsbedingte Prostitution und arrangierte Ehen werden erlebbar gemacht und laden zum Nachdenken und vertieften Austausch ein.
Eine pädagogische Fachkraft begleitet die Ausstellung.
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Bildnachweis: Friedrich Stark, missio München
Videografiken missio for life:
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