Faire Vielfalt?!
Von der Ananas bis zum Zimt: Faire Vielfalt?!Die Abwechslung auf unseren Tellern ist schön, gesund – und geht zu oft auf Kosten von Mensch und Natur: über Licht- und Schattenseiten weitgereister Produkte.
Wo spielt fairer Handel eine Rolle und was kann er leisten?
die Kernforderung der Fair-Trade-Bewegung zusammen.
Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten ist laut des Forum Fairer Handel (FFH) in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Eine jährliche Umfrage des FFH zeigt auch:
Das Bewusstsein für Missstände und die Hintergründe der politischen Forderungen der Fair-Trade-Organisationen ist gewachsen, die überwiegende Mehrheit ist gut informiert. Trotzdem ist der Marktanteil fair gehandelter Produkte noch immer klein und durchschnittlich gab jeder in Deutschland 2020 gerade mal eine Summe von 21,63 € für faire Produkte aus. „Das Bewusstsein für die Problematiken, die der faire Handel lösen möchte, ist bei manchen Produkten deutlich stärker ausgeprägt als bei anderen“, sagt Boris Braun,
Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität zu Köln.
Dabei gibt es eine ganze Palette von Produkten, bei denen sich die prinzipielle Frage nach Fairness und Nachhaltigkeit stellt ...
Kaffee
Morgens erstmal einen ...KaffeeDer faire „Klassiker“ und der Klimawandel
Die meisten produzieren in kleinbäuerlichen Betrieben auf wenigen Hektar Fläche für den Export. Doch der Klimawandel erschwert den Anbau.
„Der Klimawandel ist in Kaffeeanbauländern bereits seit 15 Jahren zu spüren, seine Folgen wirken sich unmittelbar auf Anbau und Ernte aus“, berichtet Hans-Ulrich Schatz, Geschäftsführer des Bio-Herstellers Lebensbaum. Besonders hart trifft das kleinbäuerliche Betriebe, die wegen zunehmender Trockenheit oft schon jetzt mit ihren Plantagen in höhere Lagen wandern müssen. „Über Klimagerechtigkeit wird in Gesellschaft und Wissenschaft immer noch zu wenig diskutiert“, sagt Ethnologin Katharina Gröne, die das Kompetenzzentrum Fairer Handel an der Universität zu Köln koordiniert.
Allerdings ist fair gehandelter Kaffee auch deutlich teurer. Um ihn dennoch attraktiver zu machen, setzen sich Fair-Trade-Organisationen unter anderem auch dafür ein, die Kaffeesteuer für fair gehandelten Kaffee abzuschaffen und diesen somit für den Verbraucher preiswerter zu machen. In Deutschland beträgt diese Steuer 2,19 € pro kg Röstkaffee und 4,78 € pro kg löslichen Kaffees (Stand 2020).
„Insgesamt stehen dem Kaffeesektor schwierige Zeiten bevor, wenn nicht stärker in die Nachhaltigkeit des Anbaus investiert wird, was im konventionellen Sektor noch viel zu wenig passiert“, sagt Katrin Frank vom FFH.
Tee
Oder lieber einen ...TeeViele Hände im Teegarten
Nur ein sehr kleiner Teil des Verkaufserlöses des fertigen Tees kommt letztendlich bei den Arbeitskräften an, laut einer Studie von Misereor gerade einmal 1%. Ein ganzjähriges Auskommen haben viele Pflücker dabei nicht, da sie häufig nur zur Erntezeit angestellt werden. Auch die Teebauern als Arbeitgeber haben aufgrund schwankender und generell niedriger Weltmarktpreise oft Schwierigkeiten, überhaupt ihre Produktionskosten zu decken.
Manche Unternehmen wie etwa GEPA finanzieren dabei auch eine Altersversorgung für die Pflücker in Form einer Rente und beschäftigen ihre Angestellten auch außerhalb der Erntezeiten zur Pflege der Teepflanzen. Die von vielen Fair-Trade-Zertifizierern vorgeschriebenen Prämien sollen außerdem Investitionen ermöglichen, zum Beispiel in den Bau von Schulen und Krankenhäusern, was die Lebensbedingungen der Pflückerinnen und ihrer Familien verbessern soll. Oder in den Kauf von biologischem Dünger für die Umstellung auf Bio-Produktion.
Kakao
Als Getränk oder Schokolade genießbar:KakaoEin begehrter Rohstoff für die Schokoladenindustrie
Fast 40% der weltweit gehandelten Menge werden in der Elfenbeinküste geerntet. Der Rohstoff Kakao ist für die Anbauländer in erster Linie ein wichtiges Exportgut, eine Weiterverarbeitung findet in Afrika selbst dagegen kaum statt: während 70% des Kakaos in Westafrika angebaut werden, wird weniger als 1% der Schokolade dort hergestellt.
Die Kakaobauern sind daher trotz steigender Nachfrage auf die schwankenden Weltmarktpreise des begehrten Rohstoffs angewiesen. Oft bleiben dabei nur Hungerlöhne und ein Leben unterhalb der Armutsgrenze. Tatsächlich erzielen laut Fairtrade International in der Elfenbeinküste nur sieben Prozent der Kakaobauern ein existenzsicherndes Einkommen.
Südfrüchte
Vitaminreich und lecker:Banane, Ananas, Mango und Co.Viele Früchte haben einen langen Weg hinter sich ...
Wer sich mit anderen Südfrüchten beschäftigt, dem begegnen viele dieser Probleme in sehr ähnlicher Form wieder.
Dann also nur noch Orangen aus Süditalien oder Spanien kaufen? Das ist klimafreundlicher, aber nicht zwingend fairer, denn auf den Plantagen werden sehr oft Migranten aus afrikanischen Ländern ausgebeutet. Sie pflücken die Früchte als Tagelöhner unter schlechten Arbeitsbedingungen. Solche Missstände auf kalabrischen und sizilianischen Plantagen gelangten in den letzten Jahren immer wieder in die Öffentlichkeit.
Mit einem Anteil von gut 10% am Gesamtumsatz sind Südfrüchte nach Kaffee laut des FFH die umsatzstärksten fairen Produkte in Deutschland, der Marktanteil fair gehandelter Bananen liegt dennoch bei nur etwa bei 17%.
Zucker
Noch mehr Süßes?ZuckerrohrWeißes Gold der Lebensmittelindustrie
Zuckerrohr wird sowohl auf großen Plantagen als auch von Kleinbauernfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika angebaut. Kleinbäuerliche Betriebe haben es wegen des niedrigen Preises für Rohrzucker aber oft schwer mit den großen Plantagen zu konkurrieren und sind armutsgefährdet.
Palmöl
Allgegenwärtig: PalmölEiner der beliebtesten Rohstoffe in der Lebensmittelindustrie
Palmöl hat zudem viele günstige Eigenschaften: es ist leicht zu verarbeiten, vielseitig einsetzbar sowie – und das ist wichtig für die Lebensmittelindustrie – geschmacksneutral und haltbar.
Da überrascht es nicht, dass in schätzungsweise jedem zweiten Supermarktprodukt Palmöl steckt: in Fertigprodukten, Süßigkeiten, Margarine, Seifen, Schminke, Shampoo, Waschmitteln, Kerzen und vielen anderem mehr.
Außerdem wird aus Palmöl Biodiesel, es wird ähnlich wie Soja in der Futtermittelindustrie eingesetzt und auch die Industrie schätzt Palmöl für technische Zwecke, etwa als Schmiermittel.
Dadurch kommt es insbesondere in Indonesien, einem der Hauptanbauländer, immer wieder zu Landkonflikten. Oft gehen die Konzerne rigoros vor und vertreiben die, die ihnen im Weg stehen. Hinzu kommt ein großes Nachhaltigkeitsproblem, denn um neue Flächen für Ölpalmen zu schaffen wird in Südostasien, Afrika und Südamerika Regenwald abgeholzt.
Was weit weniger oft thematisiert wird als all diese traurigen Fakten: Auch beim Palmölanbau selbst kommen die Menschenrechte zu kurz. Die Löhne auf den Plantagen sind niedrig, die Arbeitsbedingungen schlecht und Kinderarbeit nicht selten.
Allerdings wird an diesen Mindeststandards immer wieder Kritik durch Menschenrechts- und Umweltorganisationen laut. Der Biohändler Rapunzel hat in seinem HAND-IN-HAND-Programm eigene Kriterien zu sozialen Aspekten aufgestellt, da der größte Zertifizierer Fairtrade im Palmölsektor bisher nicht engagiert ist. Weltweit gibt es einige wenige weitere Anbieter für faires Palmöl. Insgesamt ist verliert sich das Thema fairer Handel beim Palmöl aber angesichts der großen wirtschaftlichen Interessen, die mit dem billigen Rohstoff verbunden sind.
Gewürze
Gut gewürzt:Wo der Pfeffer wächst Von Pfeffer, Zimt, Vanille und anderen Gewürzen
Daran, dass sich auch hier die Frage nach fairen Handelsbedingungen stellt, denkt man oft gar nicht. Doch auch im Gewürzhandel leiden insbesondere die kleinen Produzenten unter schlechter Bezahlung und schwankenden Weltmarktpreisen. „Der Marktpreis liegt häufig sogar unter den Produktionskosten“, sagt Katrin Frank vom FFH. Auch im Gewürzanbau kommen zudem Pestizide zum Einsatz, die für alle gesundheitsschädlich sind, die Gewürze anbauen, verarbeiten oder später essen.
Non-Food
Und sonst?Baumwolle & Co.Nicht nur bei Lebensmitteln sollte Fair Trade eine Rolle spielen
enorme Wassermengen, etwa 29 000 Liter braucht es
um ein Kilo Baumwolle zu produzieren. Das wohl
bekannteste Opfer dieses Wasserbedarfs ist der Aralsee
und die Menschen die dort einmal vom Fischfang leben konnten.
Zudem sind Baumwollpflanzen relativ empfindlich
gegenüber Schädlingen wie dem Baumwollkapselwurm.
Um dennoch möglichst gewinnbringend zu produzieren, kommen hohe Mengen an Pestiziden zum Einsatz. Auf diese Weise landet fast ein Viertel der jährlich weltweit versprühten Menge an Insektiziden auf den nur knapp drei Prozent Anbaufläche, auf der Baumwolle kultiviert wird. Da darunter hochgiftige Mittel sind, schädigt das nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit aller, die auf den Plantagen arbeiten oder in der Region leben. Die Arbeitskräfte auf den Plantagen werden kaum gegen die Gifte geschützt.
Zum Beispiel in der Schnittblumenproduktion, denn die Blumen- und Pflanzenindustrie ist für viele Entwicklungsländer ein wichtiger Wirtschaftszweig. Der Export bringt Devisen ins Land und lässt Arbeitsplätze entstehen. Die Arbeit im Rosenanbau ist für viele Frauen in Ostafrika die einzige Möglichkeit erwerbstätig zu sein und Blumen sind beispielsweise in Kenias Landwirtschaft nach Tee die zweitwichtigste Devisenquelle. Viele Arten wie Rosen oder Nelken sind zwar streng genommen keine tropischen Pflanzen und wachsen auch bei uns, aber ein Anbau in warmen Klimazonen erlaubt es, ganzjährig zu produzieren ohne dafür Gewächshäuser zu benötigen. Zudem ist etwa Deutschlands Nachfrage nach Blumen höher als die eigene Produktion, sodass gut 80% der Ware importiert wird. Daher spielt fairer Handel hier durchaus eine Rolle und ist tatsächlich gar keine so kleine Nische: nach Angaben von Fairtrade Deutschland kommt jede dritte im Land verkaufte Rose aus dem fairen Handel.
Die Bedingungen sind oft ausbeuterisch, lebensgefährlich und gesundheitsschädlich. Im Goldabbau soziale und ökologische Standards durchzusetzen, ist schwierig: „Bei Gold funktioniert fairer Handel nicht gut, da sich die Produktionsstrukturen nicht wirklich eignen und außerdem auch der Markt dafür fehlt“, stellt Wirtschaftsgeograph Professor Boris Braun fest.
Auch durch mangelnde Nachfrage sei das Potenzial
durch die Ansätze des fairen Handels mehr Gerechtigkeit zu schaffen bei manchen Produkten sehr viel kleiner als bei anderen. Je komplexer und länger außerdem die Wertschöpfungsketten seien, desto schwieriger sei die Durchsetzung fairer Produktions- und Handelsbedingungen.
Fazit
FazitWie wird Handel fair und warum ist er es nicht schon jetzt? Eine weitere Frage ohne einfache Antworten
Oder Fälle wie der österreichische Schokoladenhersteller Zotter, der das Siegelsystem von Fairtrade International verlassen und ein eigenes Siegel entworfen hat, weil es im Direkteinkauf bei zertifizierten Kakaofarmen selbst noch strengere Maßstäbe ansetzen möchte.
Tipps & Links für alle, die mehr darüber wissen möchten, wo man Produkte aus fairem Handel kaufen kann oder Orientierung suchen:
- Faire Produkte und Händler finden sich der Website von Fairtrade Deutschland (www.fairtrade-deutschland.de), der nationalen Organisation von Fairtrade International. Viele Informationen bietet auch das Forum Fairer Handel unter www.forum-fairer-handel.de
- Die Fair Wear Foundation informiert unter www.fairwear.org über faire Kleidermarken, faire Händler listet https://getchanged.net/stores-n107-sD.html
- Beim generellen Überblick im Siegel-Dschungel hilft Verbraucherinitiative e.V. unter www.label-online.de
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Zum AnfangÖlpalme
Zum AnfangBaumwolle
Regen oder Hagel würden dann nämlich Schaden anrichten. Angebaut wird Baumwolle im großen Stil in Indien, China und anderen asiatischen Ländern sowie in den USA. In Europa wurden lange Zeit vor allem Leinen und Wollstoffe verwendet, bevor Kreuzritter im 11. und 12. Jahrhundert Baumwollstoffe aus Arabien mit nach Europa brachten. In der Kolonialzeit wurde Baumwolle zu einer der wichtigsten Handelsgüter aus den Kolonien. Heute werden inzwischen deutlich größere Mengen an synthetischen Fasern hergestellt als an Naturfasern wie Baumwolle.